Anke Becker

Autorin

Hörprojekt Feminismus


Bis ich Mitte 30 war, lebte ich in dem Gefühl, dass mich Feminismus nicht betrifft. Ich lebte ein Leben, in dem ich nicht um Gleichberechtigung kämpfen musste. Ich hatte sie und gut.
Dann wurde ich Mutter.
Von einem Tag auf den anderen hat mein Umfeld, egal ob nah oder fern, eine lautstarke Meinung dazu gehabt, wie mein Leben nun auszusehen hat. Ich werde bei der Arbeit Dinge gefragt, die mein Partner nie zu hören bekommt, meine vorher nie in Frage gestellte Kompetenz wird angezweifelt. Frauen beleidigen mich, weil ich Vollzeit arbeite; mir wird vorgeworfen meinem Sohn einen richtigen Namen vorzuenthalten, nur weil er meinen trägt. Als ich einen Arzttermin früh oder spät haben wollte, sagte die Arztheflerin: „Ja, der Mann meiner Freundin verdient auch nicht genug Geld.“
Ein paar wenige, sagten mir sogar, eine Frau, wie ich sollte gar keine Kinder bekommen dürfen – das ist Deutschland im Jahre 2020.

Feminismus betrifft mich.

Die vier folgenden Texte greifen verschiedene Aspekte des Feminismus auf: Familie, Gesetzliche Vereinnahmung persönlicher Entscheidungen, den Kampf um Selbstbestimmung und die Gendertheorie.




Literarischer Text

Literarischer Text
Aus "Report der Magd" von Margaret Atwood
Anke Literatur.wav (10.06MB)
Literarischer Text
Aus "Report der Magd" von Margaret Atwood
Anke Literatur.wav (10.06MB)




„Report der Magd“ von Margaret Atwood beschreibt eine Welt in der Frauen ihr Recht auf Selbstbestimmung verloren haben – christlich fundamentalistische Ansichten durchdringen alles. Unfruchtbarkeit ist weit verbreitet, die verbliebenen fruchtbaren Frauen dienen der Elite als Brutkästen.
Eine schreckliche Dystrophie und brandaktuell in einer Zeit, in der eine aufstrebende Partei wieder ein klassisches Rollenmodell etablieren will. Wenn wir nicht in einem langsam hochkochenden Topf landen wollen, müssen wir für unsere Rechte und für Selbstbestimmung einstehen – nicht nur für Frauen.


Schauspielerischer Text

Schauspielerischer Text
Aus "Vereinte Welten - Der Auserwählte" von Anke Becker
Anke Schauspiel.wav (3.76MB)
Schauspielerischer Text
Aus "Vereinte Welten - Der Auserwählte" von Anke Becker
Anke Schauspiel.wav (3.76MB)




Dieser Text entspringt meiner Reihe „Vereinte Welten“. Ein Werk, das ich in Zuge meines Ärgers über Sexismus geschrieben habe.  Darin drehe ich das Verständnis der klischeebeladenen sozialen Geschlechterrollen um, ohne die typischen Merkmale zu ändern. Frauen bleiben Frauen, Männer bleiben Männer, nur werden die einzelnen Aspekte aus einer anderen Perspektive betrachtet.
In dem Textbeispiel rettet sie ihn. Die Heldin beschützt, sie ist stark. Weil sie es gelernt hat, es von ihr erwartet wird und weil sie es kann. Ich orientiere mich an der Gendertheorie, die besagt, dass Frauen und Männer alles sein können und hauptsächlich ihr Umfeld sie in Rollen drängt.
Ich freue mich über jede(n) Leser(in), die nach dem Buch über sich selbst nachdenkt – besonders über die Dinge im Leben, die nicht mehr als diskriminierend empfunden werden, weil sie als Selbstverständnis angenommen wurden.


Werbung

Werbung
Lidl Wow Families Preisträger "Pinker Pudel 2019"
Anke Werbung.wav (2.86MB)
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Lidl Wow Families Preisträger "Pinker Pudel 2019"
Anke Werbung.wav (2.86MB)




Der Text dieser Werbung gehört zu einem Gesamtwerk, welches das anstrengende Leben von Eltern zeigt.  Sie stellt Mütter und Väter dar, die sich gemeinsam der Verantwortung stellen. In den Bildern des Videos finden sich unterschiedlichste Emotionen wieder, sie beschönigen nichts, sie stehen für das, was ist und geben dem Text eine ganz besondere Bedeutung.
Lidl hat mit dieser Werbung den positiv Preis „Pinker Pudel 2019“ gewonnen
Ich beziehe mit dieser Werbung auf den Aspekt Familie. Denn in unserer Welt sind Kinder der häufigste Grund dafür, dass Frauen in überkommene Rollmodelle hineinfallen. Für die, welche sich frei dafür entscheiden ist das vollkommen in Ordnung. Die anderen bleiben oft darin gefangen – sie werden hineingepresst durch eigenes Denken, Erwartungsdruck des Umfeldes und alles was unsere Gesellschaft an Ungerechtigkeiten zu bieten hat.



Nachricht

Nachrichten
Bundeseinheitliche Kopftuch-Regelung
Anke Nachrichten.wav (7.37MB)
Nachrichten
Bundeseinheitliche Kopftuch-Regelung
Anke Nachrichten.wav (7.37MB)




Wie weit darf ein Gesetz eine persönliche Entscheidung vereinnahmen? In der Nachricht wird davon unter dem „Kopftücher“ berichtet. Dabei ist nicht etwa die Rede von einem Vermummungsverbot oder allgemein religiöse Symbolen.
Nein, angesprochen werden Kopftücher, die nur von Frauen getragen werden.
Das Verständnis der Allgemeinheit dreht sich also darum, ob eine Frau ihre Haare verdecken darf oder nicht. Und es geht nicht um modische Tuchträgerinnen oder Nonnen, die das ebenfalls betreffen würde, sondern um muslimische Frauen. Diese sollen bitte per Gesetzt zu einer Entscheidung gezwungen werden, ohne sie selbst die Entscheidung treffen zu lassen. Ein Aspekt der Objektifizierung, der zum Thema Feminismus dazu gehört.